Glossar -Glossar -Glossar -

Im folgenden Glossar sind Begrifflichkeiten aufgelistet, deren Bedeutung manchmal nicht für alle Menschen klar sind aber häufig in Diskussionen oder Gesprächen verwendet werden:

A

Ableismus
richtet sich gegen Menschen mit Be_hinderung und deren Reduktion auf ihre körperliche oder psychische Beeinträchtigung. Ableismus ist eine Diskriminierungsform, durch die Personen kategorisiert, bewertet und abgewertet werden.
Antisemitismus
beschreibt die Diskriminierung von jüdischen Personen und Institutionen. Sie äußert sich in Jüd:innenfeindlichkeit-und Hass. Antisemitismus kann sich auch gegen den Staat Israel richten, wenn man diesen als jüdisches Kollektiv betrachtet. Ansonsten ist die Nicht-Anerkennung des israelischen Staats oder dessen Abwertung dem Begriff Antizionismus zuzuordnen.
Agender
meint übersetzt „ohne Geschlecht“. Agender-Personen können sich einem Geschlecht zugehörig fühlen, welches sich weder dem binären- noch in dem nicht-binären Geschlechterspektrum befinden, bezeichnen sich als geschlechtsneutral oder fühlen sich keinem Geschlecht zugehörig.
Awareness
kommt ursprünglich aus dem Englischen „to be aware“, was bedeutet für etwas sensibilisiert oder achtsam zu sein und wurde maßgeblich durch schwarze Frauen und die 2. Frauenbewegung geprägt. Die dazugehörigen Konzepte setzen sich das Ziel, verbale oder körperliche Gewalt (also auch Rassismus, Queerfeindlichkeit, Antisemitismus, Sexismus, Cissexismus, die Diskriminierung von Sinti:zze und Rom:nja und Ableismus) oder die Missachtung von individuellen Grenzen und Bedürfnissen an unterschiedlichen Orten angemessen zu begegnen und im besten Fall zu verhindern. Somit geht es in der Arbeit um die Auseinandersetzung mit Machtverhältnissen, welche Ergebnis gesellschaftlicher Strukturen sind. So soll ein achtsamer und bewusster Umgang mit Betroffenen von struktureller Diskriminierung bewirkt und sicherere Räume geschaffen werden.
Ally/Allyship
bedeutet übersetzt „Verbündete:r“. Allys sind Personen, die sich mit marginalisierte Gruppen/Personen solidarisieren und dabei selbst nicht von Diskriminierung betroffen sind. Sie nutzen ihre eigenen Privilegien, um Menschen mit Diskriminierungserfahrungen zu unterstützen.

B

Barrierefreiheit/ Barrierearmut
bedeute der hindernisfreie Zugang zu allen Bereichen im alltäglichen Leben. Barrieren können z. B. eine Treppe für Rollstuhl-Fahrer:innen, nicht vorhandene Angebote für Menschen mit Sehbeeinträchtigung oder gehörlose Menschen, aber auch fehlende Mehrsprachigkeit oder komplizierte Amtssprache bedeuten. Barrierefreiheit ist also auf vielen Ebenen zu betrachten. Da Räume und Orte nie komplett barrierefrei gestaltet sein können, spricht man auch von Barrierearmut. Der Begriff Barrierefreiheit ist nach Din Norm geseztlich geregelt.
Bi+sexualität
wird in aktivistischen und wissenschaftlichen Kontexten als Überbegriff für alle sexuellen Orientierungen verwendet, bei denen eine Person Menschen zweier, mehrerer oder aller Geschlechter sexuell anziehend finden kann. Unter Bi+sexualität fallen also Bisexualität, Pansexualität, Omnisexualität, Multisexualität und Polysexualität.
Bodyshaming
andere Menschen aufgrund bestimmter Körpermerkmale oder ihres „nicht der Norm“ entsprechenden Aussehens aubzuwerten, auszugrenzen oder zu beleidigen.

C

Cat Calls
Übergriffige sexuelle Bemerkungen von Männern, die an Frauen auf der Straße vorbeigehen. Normalerweise beziehen sich "Cat Calls" auf den Körper der Frau als Ganzes oder auf ein bestimmtes Merkmal und zählen daher zur verbalen sexuellen Belästigung.
CIS
Die Vorsilbe „cis“ wird benutzt, um auszudrücken, dass eine Person sich mit dem Geschlecht identifiziert, das ihr bei der Geburt zugewiesen wurde. Sie ist das Gegenstück zu „trans“.

D

Demigender
bezeichnet eine Geschlechtsidentität, bei der sich eine Person nur teilweise mit einem Geschlecht identifiziert.
Diskriminierung
richtet sich gegen Menschen, die aufgrund individueller oder gruppenspezifischer Merkmale bewertet, ausgegrenzt oder ungleich behandelt werden. Diskriminierung betrifft marginalisierte, also gesellschaftlich, politisch oder institutionell von Benachteiligungen betroffene Menschen. Das kann aufgrund von Hautfarben, Ethnien, Geschlecht, Alter, körperlichen, psychischen und sozialen Merkmalen geschehen. Diskriminierung erfolgt ebenfalls auf verschiedenen Ebenen. Diese Ebenen sind individuell, institutionell und gesellschaftlich.
Divers
ist seit 2019 ein juristischer Geschlechtseintrag, den vor allem intergeschlechtliche und nichtbinäre Personen benutzen. Offiziell dürfen ihn nur inter Personen nutzen. Für nichtbinäre und nicht intergeschlechtliche Personen ist es defakto sehr schwierig bis unmöglich geworden den Eintrag zu bekommen. Es handelt sich dabei nicht um ein eigenes Geschlecht, sondern um einen Schirmbegriff für viele verschiedene Geschlechter.

F

FLINTA*
Die Abkürzung steht für Frauen, Lesben, Inter Personen, Nicht-binäre Personen, Trans* Personen, Asexuelle, Personen (Personen ohne /mit wenig sexuellem Verlangen), Aromantische Personen (Menschen die keine/wenig romantische Anziehung versprüren) und/oder Agender (Personen, die sich keinem Geschlecht zuordnen) und Nicht explizit erwähnte Personen, die sich nicht in eine der oben genannten sexuellen Orientierungen oder Geschlechtsidentitäten einordnen und (mit) gemeint sind. Der Stern * steht also für alle, die sich in der Bezeichnung in keinem der Buchstaben wiederfinden und in unserer patriarchalen Mehrheitsgesellschaft marginalisiert werden. Sprich: Nicht cis hetero männlich sind.

G

Gaslighting
bezeichnet eine Form der psychischen Gewalt, wobei die davon betroffene Person manipuliert und verunsichert wird. Das kann dazu führen, dass die eigene Realität und Wahrnehmung infrage gestellt wird. Gaslighting greift auch das Selbstbild der betroffenen Person an und kann im Extremfall zum kompletten Realitätsverlust bis hin zu schweren psychischen Folgeerkrankungen führen.
Gender
beschreibt auf einer wissenschaftlichen Ebene das sozial konstruierte Geschlecht und auf einer aktivistischen und persönlichen Ebene die Geschlechtsidentität einer Person. Geschlechtsidentität bedeutet hier die persönliche Vorstellung vom eigenen Geschlecht und der eigenen Geschlechterrolle. Innerhalb der Gesellschaft ist Gender das Konzept, nach dem wir verschiedene Ideen wie sozialen Status, Geschlechtspräsentation, Rolle in der Gesellschaft, Lebensplanung und Sexualität in die Kategorien Männlichkeit und Weiblichkeit einordnen.

H

Homofeindlichkeit
richtet sich gegen lesbische und schwule Menschen. Sie zeigt sich in deren Diskriminierung und Ablehnung bis hin zu Hass und Übergriffen.

I

Intergeschlechtlichkeit
Eine Person ist intergeschlechtlich, wenn ihr bei der Geburt kein eindeutiges Geschlecht zugeordnet werden kann.
Intersektionalität
bedeutet, wenn Personen von mehreren Diskriminierungsarten betroffen sind (zum Beispiel als schwarze Frau). Man spricht hier auch von Mehrfachdiskriminierung.

K

Klassismus
Von Klassismus sind Personen betroffen, die aufgrund von sozialen, strukturellen und gesellschaftlicher Merkmale benachteiligt werden. Diese Merkmale sind beispielsweise die gesellschaftliche Stellung oder die finanziellen Begebenheiten, in denen Personen aufgewachsen sind oder in denen sie sich befinden. Klassismus richtet sich unter anderem gegen Personen aus finanziell-schwachen Verhältnissen oder der der Arbeiter:innenklasse.
Konsens
Konsens besteht dann, wenn eine Übereinstimmung der Meinungen aller beteiligten Personen vorliegt. Um Konsens zu erreichen, ist es wichtig, Zustimmung zu erfragen und in unsicheren Situationen lieber ein Mal zu viel als zu wenig nachzufragen. „Nein“ heißt „nein“, und ein fehlendes „nein“ bedeutet nicht automatisch „ja“. Only yes means yes!
Kulturelle Aneignung
bezeichnet die (unerlaubte) Aneignung von Bestandteilen einer anderen Kultur, die nicht die eigene ist. Diese angeeigneten Kulturen sind meist unterdrückt und benachteiligt. Der diskriminierende Aspekt beinhaltet, dass nicht marginalisierte Personen diese Bestandteile ohne den zugehörigen Kontext anwenden oder sogar davon profitieren. Diese kulturellen Bestandteile können Kleidung, Schmuck, Frisuren oder Wissen sein.

L

LGTBQIA+
Die Abkürzung steht für lesbisch, gay, trans*, bi, queer, inter und agender. Das + steht für alle Geschlechteridentitäten, die nicht in genanntes Spektrum zugehören, um diese ebenfalls mit dem Begriff einzubeziehen.

M

Mansplaining
das vermeintliche Aufklären, Vermitteln von Wissen und Belehren durch Mann gegenüber der Frau aufgrund der Annahme, diese sei zu emotional oder irrational, um das Thema zu verstehen bzw. die Expertise befindet sich außerhalb ihrer Kompetenzen. Dabei wird von ihm übergangen, dass die Frau kompetentes (Fach-)Wissen besitzt bzw. keine Erklärung benötigt geschweige denn danach gefragt hat. Männer die ungefragt ihr Wissen preisgeben auch im Hinblick auf irrtümlich gegenderte Themen.
Manspreading
Männer die beispielsweise breitbeinig in der U-Bahn sitzen und mehr Platz als nötig in Anspruch nehmen. Wird oft verharmlost, jedoch fühlen sich manche Menschen von diesem Machtverhalten, das ständig im öffentlichen Raum passiert, belästigt.
Marginalisierung
ist ein sozialer Vorgang, bei dem Völkergruppen oder Individuen von einer Gesellschaft verdrängt werden. Diese Verdrängung hat zur Folge, dass marginalisierten Menschen nur bedingt oder gar nicht am wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Leben teilnehmen können.

N

Nicht-binär
bezeichnet Personen, die sich nicht im binären Geschlechtersystem befinden. Das binäre Geschlechtersystem beinhaltet nur weiblich und männlich. Sie können sich beispielsweise einem anderen Geschlecht zugehörig fühlen, trans* sein oder sich keinem Geschlecht zuordnen.

P

Patriarchat
beschreibt ein System, in dem soziale und gesellschaftliche Beziehungen maßgeblich von Männern geprägt und dominiert werden.
PoC
Die Abkürzung steht für Person of Color - eine selbst gewählte Bezeichnung von Menschen, die sich als "nicht-weiß" identifizieren und bis heute in unserer Gesellschaft diskriminierende und ausgrenzende Erfahrungen machen.

Q

Queer
meist positiv als Selbstbezeichnung gebraucht, vor allem von Menschen, die ihre Identität als „außerhalb der gesellschaftlichen Norm“ ansehen. Kann auch als Überbegriff für Menschen benutzt werden, die nicht in die romantischen, sexuellen und/oder geschlechtlichen Normen der Gesellschaft passen. Queer ist aber auch eine Theorierichtung und ein Wissenschaftszweig, in dem Schubladendenken aufgebrochen wird, verschiedene Unterdrückungsformen miteinander verknüpft gedacht werden sollen und insbesondere Sexualität als ein Ort der Unterdrückung untersucht wird.

R

Racial Profiling
ist ein diskriminierender Vorgang auf institutioneller Ebene. Hier werden BPoCs aufgrund äußerlicher Merkmale ohne Anhaltspunkte kontrolliert. Dieser Vorgang geschieht aufgrund rassistischer Stereotype. Die Institutionen, die Racial Profiling betreiben, sind beispielsweise Polizei, Militär oder Zoll.
Rassismus
Rassismus richtet sich gegen Menschengruppen aufgrund ihrer Herkunft oder Abstammung. Diesen Menschen werden kollektive Merkmale zugeschrieben, die sie abwerten.

S

Safer Sex
bezeichnet Geschlechtsverkehr, bei dem sich Personen mithilfe von Kondomen oder Lecktüchern vor sexuell-übertragbaren Krankheiten schützen.
Slut-Shaming
Slut-Shaming richtet sich gegen Personen, meistens FLINTA-Personen, deren Sexualleben nicht den patriarchalen Erwartungen entsprechen. Diese Erwartungen setzten meist voraus, dass FLINTAs nicht zu offen mit ihrem Sex-Leben umgehen sollen oder nicht mit mehreren Partner:innen verkehren sollten.
Safer Use
umfasst Vorgänge, präventive Maßnahmen und Strategien, um den Konsum von psychoaktiven Substanzen so sicher wie möglich zu gestalten. Es sollen Überdosierungen oder die Übertragung von Krankheiten verhindert werden.
Solidalisierung
Solidarisierung bedeutet, sich mit Personen oder Gruppen zusammenzuschließen und sich unterstützend auf eine Seite zu stellen.
Sex Positivity
Sex Positivity meint das Empowerment und das Zelebrieren von Körpern, Nacktheit und Sexualität ohne Schambehaftung.
SWERF
SWERF steht für Sex Worker Exclusionary Radical Feminism, also Sexarbeiter:innen-ausschließender Radikalfeminismus. Diese Personen gehen davon aus, dass Sex-Arbeit nicht aus freiwilligen Motiven kommen kann und sehen diese auch nicht als Arbeit an.

T

TERF
Die Abkürzung TERF steht für Trans-Exclusionary Radical Feminism, also trans*-ausschließender (vermeintlicher) Radikalfeminismus. TERFs schließen trans* und nicht-binäre Personen explizit aus der Feminismus-Bewegung aus.
Trigger
sind Auslöser, die bei Personen negative Erinnerungen oder Gefühle hervorbringen. Bei sensiblen Inhalten ist es daher wichtig, vorher eine Trigger-Warnung auszusprechen.
Tokenism
beschreibt eine symbolische Geste, bei der Personen aufgrund einem ihr zugesprochenem Merkmal eine Minderheit in einer Gruppe darstellt. Beispielsweise wird eine Person in einen Panel-Talk eingeladen, nur weil sie z. B. schwarz ist, um vermeintliche Diversität zu repräsentieren.
TRANS*
trans* beschreibt eine Bewegung über etwas hinaus. Im Falle von Geschlecht oder Identität wird eine Bewegung über das bei der Geburt zugeschriebene Geschlecht hinaus beschrieben. Trans als Adjektiv beschreibt Menschen, die diese Bewegung unternehmen oder unternommen haben. Ähnlich wie groß, klein, schwarzhaarig oder europäisch beschreibt es eine bestimmte Eigenschaft einer Person. Eine kleine Frau ist eine Frau die klein ist. Eine trans Frau ist eine Frau die trans ist. Umgangssprachlich wird trans meist für Menschen benutzt deren Geschlecht nicht mit dem bei ihrer Geburt zugewiesenem Geschlecht übereinstimmt.

W

Weiß
Weiß sein ist keine Selbstbeschreibung, sondern die Beschreibung einer Realität, es bedeutet Macht und Privilegien zu haben und sich nicht mit Rassismuserfahrungen konfrontiert zu sehen. Es gibt keinen Rassismus gegen Weiße.
Impressum   |   Datenschutz
Back to top Arrow