Kritische MĂ€nnlichkeit -Kritische MĂ€nnlichkeit -Kritische MĂ€nnlichkeit -Kritische MĂ€nnlichkeit -Kritische MĂ€nnlichkeit -

ein Text von feminism on earï»ż

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ï»żDie Forderung von Feminist:innen nach der Auseinandersetzung mit Sexismus und Misogynie ihrer cis-mĂ€nnlichen Genossen ist alt. Sehr alt. Denn so wie MĂ€nnlichkeit sich selbst genĂŒgt, sind auch linke MĂ€nner im Wesentlichen nur auf die Anerkennung anderer linker MĂ€nner angewiesen. Sich fĂŒr heroisierte Taten gegenseitig auf die Schulter zu klopfen, bekommen sie auch ohne FLINTA* ganz gut hin.

Nun ist es aber so, dass es in der linken Szene mehr und mehr en vogue ist, sich als kritisch mĂ€nnlich zu positionieren und darzustellen. Dem feministischen Druck, eben so weit wie nötig nachzugeben, nicht zuletzt um sich danach Lob abzuholen – denn wer auf Feminist:innen steht, möchte auch von ihnen bewundert werden.

Dabei sind es oft genau jene linken MĂ€nner, die sich den Antifaschismus - und den Antisexismus gleich dazu - ganz groß auf die Fahnen schreiben, die die TĂ€ter in den eigenen Reihen schĂŒtzen und sich mit ihnen solidarisieren. Dabei selbst zu TĂ€tern werden – mal subtiler, mal offener – bzw. ihre eigene TĂ€terschaft verschleiern. Eine Nicht-Artikulation von Sexismus in der antifaschistischen Linken durch linke MĂ€nner dient dem eigenen Schutz und ist schön bequem. Dabei handelt es sich um einen ganz konkreten Abwehrmechanismus bzw. verschiedene Formen von Abwehrhandlungen. Denn was sie bei anderen nicht so eng sehen, können sie sich immerhin auch selbst rausnehmen. Oder anders formuliert: TĂ€terschutz zu betreiben, kann letztendlich auch mir als Mann nĂŒtzlich sein, sollte ich dummerweise einmal bei ĂŒbergriffigem Verhalten erwischt werden.

Das Problem an MĂ€nnlichkeit?
Sexismus, Misogynie, Rassismus.
Eben alles UnterdrĂŒckung und Formen von Herrschaft. Ein sogenannter Nebenwiderspruch? Vielmehr Ursprung allen Übels.

Indessen ist der Alltag von FLINTA* von Diskriminierung und Sexismus geprĂ€gt, auch in linkspolitischen und subkulturellen Kontexten. Das Ansprechen, Einfordern, Aufarbeiten liegt dabei keineswegs im Interesse derer, die von dieser MachtausĂŒbung profitieren, sondern bei jenen, die von ihr betroffen sind. Fakt ist: Jedes antifaschistische, subkulturelle Projekt, in dem mĂ€nnliche Dominanz - ob bewusst oder unbewusst - anderen v. a. FLINTA*, Raum nimmt - sei es im Plenum, auf der TanzflĂ€che oder auf der BĂŒhne - reproduziert genau jene MachtverhĂ€ltnisse, die wir kritisieren und bekĂ€mpfen wollen.

FLINTA* fĂŒhren dabei einen „doppelten Kampf“ - gegen die Beschissenheit des Systems UND gegen mĂ€nnliche Mitstreiter. Das ist frustrierend, macht mĂŒde und desillusioniert.

Es schmerzt, sich der eigenen Privilegien immer wieder bewusst zu werden, Kritik oder auch WidersprĂŒche aushalten zu mĂŒssen, um eigene Verhaltensmuster zu hinterfragen oder zu verĂ€ndern und am Ende nicht einmal belohnt zu werden fĂŒr all die BemĂŒhungen.
Das stellt schon eine Schwierigkeit dar fĂŒr eben jene Menschen, die es gewohnt sind, im Außen BestĂ€tigung zu erhalten. MĂ€nnlichkeit ist von Geltung abhĂ€ngig und insbesondere linke MĂ€nnlichkeit zusĂ€tzlich vom Integer-Sein, sich moralisch auf der richtigen Seite zu wĂ€hnen. Jedoch allein das SelbstverstĂ€ndnis von „wir stehen auf derselben Seite der Barrikade“ stellt noch keine aufrichtige Auseinandersetzung mit tĂ€glich reproduziertem sexistischem Rollenverhalten und patriarchalen MachtverhĂ€ltnissen dar. Nutznießer und StĂŒtze jenes Systems zu sein, welches wir bekĂ€mpfen wollen, ist ein Dilemma, ein Widerspruch fĂŒr all jene, die von der Beschissenheit der Dinge (die sie abschaffen wollen) profitieren. Aber den Privilegien mit herrschaftlicher Ignoranz zu begegnen, macht politische Parolen zu leeren Lippenbekenntnissen.
MĂ€nnlichkeit oder mĂ€nnliche IdentitĂ€t funktioniert NUR ĂŒber Abwertung von anderen. Wenn also Antifaschismus nicht in einer bloßen Auseinandersetzung mit Nazis oder als SzeneattitĂŒde verstanden werden soll, kommen linke MĂ€nner um die Aufarbeitung ihrer Sozialisation nicht herum. Alleine das Erkennen und die theoretisch kritische Aufarbeitung von MĂ€nnlichkeit bedeuten noch lange nicht, dass diese umgehend im Alltag umgesetzt werden. Angestoßen werden kann nachhaltige Änderung binĂ€rer und macht-reproduzierender Verhaltensweisen nur durch die aufrichtige Auseinandersetzung mit verinnerlichten Strukturen und der Bereitschaft, sich kontinuierlich zu reflektieren: Also sich selbst der Kritik an der Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit zu stellen.

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